Extrem genaues Detail: die im 3D-Druck erstellte Kopie des Unlinger Reiters (Bildquelle: © Landesamt für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart)
Concept Laser, das deutsche 3D-Druckunternehmen, setzte eine seiner Mlab-cusings für die Erstellung einer Kopie einer bronzenen Reiterfigur aus dem Grab eines frühen Keltenfürsten in der Nähe von Unlingen in Deutschland ein.
Der ‚Unlinger Reiter‘ ist eine Grabbeigabe, die im Grab eines Keltenfürsten gefunden wurde – den Gräbern wurden oft Gegenstände beigelegt, um die Bedeutung des Toten zu betonen. Obwohl diese Gräber abgesichert waren, wurden sie oft geplündert, was auch hier der Fall war. Aus unbekannten Gründen ließ der Dieb jedoch den ‚Unlinger Reiter‘ zurück, der von Archäologen für die Nachwelt erhalten wurde.
Und fast 3000 Jahre später wurde die Figur jetzt aus Pulver gedruckt. Diese Art von Reverse-Engineering-Projekten wurde früher unter Verwendung von Direktformverfahren durchgeführt, wobei jedoch immer die Gefahr besteht, dass das Objekt beschädigt wird. Mit der 3D-Technologie kann jedoch berührungsfrei eine originalgetreue Kopie erstellt werden.
Der ‚Unlinger Reiter‘ wurde zunächst durch Computertomographie gescannt, d.h., dreidimensional geröntgt, und dann mit Hilfe der VG Studio Max 3.0 Software von Volume Graphics ausgewertet. Für den 3D-Druck der Figur ließ Concept Laser das Landesamt Baden-Württemberg für Denkmalspflege des Regierungspräsidiums Stuttgart seine LaserCusing-Technologie mittels einer Mlab-cusing-Maschine benutzen.
Die bronzene Reiterfigur von Unlingen wird durch auf pulverbettbasiertes Laserschmelzen von Metall kopiert (Bildquelle: Concept Laser)
„Volume Graphics in Heidelberg hatte die Idee, zur Herstellung von Kopien 3D-Metalldruck zu verwenden“, erklärte Nicole Ebinger-Rist vom Landesamt Baden-Württemberg für Denkmalspflege. „Wir konnten die Form des ‚Unlinger Reiters‘ durch einen CT-Scanner als STL-Daten erfassen, ohne dass er dabei berührt oder beschädigt wurde.“
„Wir druckten den Reiter unter Verwendung des LaserCusing-Prozesses auf einer Maschine von Concept Laser. Concept Laser stellte uns zudem auch seine Materialexpertise zur Verfügung. Der historische Reiter wurde aus einer Kupferlegierung aus der Eisenzeit gefertigt und wir wollten kein Material für genaue Analyse entfernen. Die 3D-Metalldruckexperten fanden eine Kupferlegierung für uns, die dem Original, was spezifisches Gewicht und Dichteverteilung angeht, sehr nahe kommt.“
Concept Laser und Frau Ebinger-Rist sind der Meinung, dass 3D-Technologie die Art und Weise, wie historische Objekte konserviert und ausgestellt werden können, transformiert. Und das nicht zuletzt deshalb, weil theoretisch mehrere Kopien innerhalb kurzer Zeit gedruckt werden können. Die Kopie des ‚Unlinger Reiters‘ wird in zwei Museen in einer Ausstellung mit dem Titel ‚Der Unlinger Reiter – Kelten, Pferde, Wagenlenker‘ ausgestellt.
Archäologische Sensation aus der Hallstattkultur: Der Unlinger Reiter aus dem 7. Jahrhundert v. Chr. im Auffindungszustand (Bildquelle: © Landesamt für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart)
„Originalgetreues Kopieren ohne Direktformverfahren ist sehr wichtig“, fügte Frau Ebinger-Rist hinzu. „In der Museumswelt werden Originalobjekte in Ausstellungen zusammengruppiert, damit sie mit vergleichbaren Objekten kontrastiert werden können. Diese Vergleichssammlungen vermitteln Ausstellungsbesuchern und Forschern einen Einblick in den historischen Zusammenhang.“
„Eine Kopie, die dem Original genau entspricht, kann in Museen an verschiedenen Orten der Welt zugänglich gemacht werden. Theoretisch sollte es in der Zukunft sogar möglich sein, schwer beschädigte Objekte zu rekonstruieren, wodurch diesen ihre ursprüngliche Form zurückgegeben wird. Wir wären somit in der Lage, die zerstörenden Spuren der Geschichte an einem Gegenstand auszulöschen.“